Das Abenteuer vor der Haustür

Foto: Alexandra Werner
Foto: Alexandra Werner

von Alexandra Werner

 

Der Harz. Der Brocken. Klingt nach Mittelgebirge, klingt nach Skifahren -wenn denn Schnee liegt- klingt aber vor allem eins: weit weg! Und doch darf man sich gerne ins Gedächtnis rufen, dass man sich von Göttingen aus in weniger als einer Stunde in der weiten Natur des Harzes wiederfinden kann. Diese ist die Geschichte einer geglückten Flucht, raus aus der Studi-Blase.

 

4.50 Uhr. Der Wecker klingelt. Wir haben Mittwoch, den 21. Dezember 2016 und es ist (gefühlt) noch mitten in der Nacht. Warum sollte man um diese Uhrzeit den Weg aus dem Bett finden? Die Antwort: Um sich einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen: Um 5.30 Uhr treffe ich mich mit meinen Kumpels Stephan und Jan. Normalerweise fröhnen wir gemeinsam unserem Hobby Mountainbiken und machen bergauf und vor allem bergab die heimischen Wälder unsicher. Doch heute haben wir mit unseren Mountainbikes andere Pläne. Wir wollen den Sonnenaufgang auf dem Brocken, dem höchsten Berg Norddeutschlands, miterleben. Das Datum ist taktisch gut gewählt, wir haben Wintersonnenwende und somit die längste Nacht des Jahres.

 

In der Dunkelheit fahren wir also in den Harz, Frühstück gibt’s im Auto und unser Ziel heißt Oderbrück. Von hier ist der Weg bis hoch zum Brocken am kürzesten und mit den Rädern theoretisch in einer Stunde zu schaffen. Also auspacken, warm anziehen und los geht’s!

Wir fahren noch im Dunkeln los und die Jungs sind relativ flott unterwegs, während ich merklich Probleme habe an ihnen dranzubleiben. Ab und zu warten sie dann doch auf mich und so erarbeiten wir uns Stück für Stück unsere Höhenmeter. Es ist ziemlich kalt und stellenweise auch glatt. Mit dem ersten steilen Anstieg wird dann aber selbst mir warm. So langsam fängt es an zu Dämmern und ich schicke meine Helmlampe in den Feierabend, um die Stimmung des anbrechenden Tages zu genießen. Als wir für eine kleine Pause anhalten lässt sich mit einem Blick in die Ferne schon erahnen, warum sich diese Quälerei durch Kälte und Schnee lohnen könnte.

Foto: Alexandra Werner
Foto: Alexandra Werner

Wir fahren weiter und begegnen tatsächlich den ersten Wanderern. Einige Andere scheinen an diesem Morgen die gleiche Idee wie wir gehabt zu haben. Mit den Rädern lassen wir sie schnell hinter uns, pedalieren neben den Gleisen der Brockenbahn entlang und kämpfen stellenweise mit fiesen Eisplatten. Irgendwie macht es ja auch Spaß. Bald schon sind wir auf der Brockenstraße und auf dem Teer wird alles leichter. Ein letzter fieser Anstieg und die „Brocken-Skyline“ rückt in unser Blickfeld.

Wir kommen pünktlich oben an, die Dämmerung ist in vollem Gange, aber die Sonne noch nicht aufgegangen. Etwas mehr als eine Stunde hat der Aufstieg gedauert. Hier oben zieht es gewaltig und wir flüchten uns schnell in die mitgebrachten Jacken. Kalt wird’s trotzdem. Mit gezückten Kameras genießen wir den Moment und warten auf die Sonne. Es ist wunderschön. Und dann geht plötzlich alles ganz schnell, die Sonne zeigt sich am Horizont und schon ist sie ganz da! Wir halten den Moment fest, bestaunen dieses Naturschauspiel noch eine Weile und treten schließlich den Rückweg an.

 

Den Rückweg allerdings, hatte ich unterschätzt. Mal eben 20 Minuten den ganzen Weg wieder runterrollen lassen, ins Auto steigen und nach Hause fahren. Schön wärs. Die Finger frieren schneller am Lenker fest, als ich an das warme Auto denken kann. Und so komme ich nach einigen Pausen mit Eisklötzen statt Fingern und Füßen unten an.

Gelohnt hat es sich trotzdem und ich würde mich auch gerne wieder dort hochquälen. Nächstes Mal aber vielleicht im Sommer (dafür nehme ich auch gerne noch früheres Aufstehen in Kauf). Ein nächstes Mal ist ja auch gar kein Problem, denn das Abenteuer lauert ja vor unserer Göttinger Haustür!

Geht also raus und findet Euer eigenes Abenteuer!

 

Wer Interesse an der Brockentour oder am Mountainbiken im Harz gefunden hat, findet unter folgendem Link noch ein paar Bilder und ein kleines Video:

http://www.trailtech.de/blog/x-mas-early-bird/