"Man kann es nicht erklären, bis man es erlebt hat."

Virtual Reality in der Holocade VR Lounge Göttingen

 

 

von Patrick Dehne

 

Virtual Reality: Das ist doch diese neue Art des Gamings mit Brille auf dem Kopf, oder? Dominik Mayer, Geschäftsführer von Holocade Göttingen, ist da anderer Meinung. „Das hat nichts mit Computerspielen zu tun“, lediglich die Hardware als Grundlage sei ähnlich. Virtual Reality hingegen sei intuitiv und habe daher keine feste Zielgruppe. Der 27-Jährige betreibt seit Anfang Juli zusammen mit seinem Bruder die VR Lounge in der Kurzen Straße 2. In dem gemütlichen Studio kann man im wahrsten Sinne in verschiedene virtuelle Welten eintauchen. Für jeden ist etwas dabei, ob man nun virtuelle Landschaften erkunden, mit Freunden „Völkerball in cool“ spielen oder einmal virtuell klettern möchte (vielleicht besonders interessant für RoXx-Fans). Hinzu kommen weitere Spiele und Minispiele für jeden ab zehn Jahren. Wer gerne Shooter spielt und mindestens 18 Jahre alt ist, kann in „Arizona Sunshine“ gegen die Zombieapokalypse ankämpfen.

 

Dank verschiedener Schwierigkeitsgrade kann jeder auf seine Kosten und auch ins Schwitzen kommen, denn einige Spiele sind ziemlich bewegungsintensiv. Hier sieht Dominik Mayer ein großes Potenzial, besonders für schüchterne Leute: „Wer auf Partys beim Tanzen Hemmungen hat, rastet hier aus.“ Besonders viel Spaß mache VR mit Freunden, mit denen man in mehreren Spielen zusammenspielen kann, auch Feiern oder LAN-Partys sind in der Lounge möglich. Sein Ziel sieht Mayer darin, den Leuten „Spaß zu bringen, ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.“ Und das scheint ganz gut zu klappen: „Sollte jemand keinen Spaß haben, braucht er nicht zu bezahlen, doch das ist bisher noch nicht vorgekommen,“ so der 27-Jährige. Das Problem sei es, die Leute ins Studio zu bringen: Viele könnten sich unter VR verständlicherweise nichts vorstellen und seien dann bei von Erfahrung überwältigt.

 

Auch ich habe mir virtuelle Realität immer nur schwer vorstellen können, Zeit, das zu ändern. Nach dem Gespräch mit Dominik erhalte ich die Gelegenheit, das schwer Beschreibbare selbst einmal zu erleben. Also: Headset und Brille auf, die Controller in die Hände, Einweisung in die Grundlagen, und los geht’s. Ich beginne mit dem Einstiegsklassiker „The Lab“, einer Sammlung von Minispielen. Erst einmal erkunde ich die virtuelle Welt, welche verblüffend real wirkt. Das zeigt sich besonders auf einem hohen Berg: Obwohl ich weiß, dass der Abgrund vor mir nicht real ist und ich sicher auf solidem Boden stehe, kostet es mich Überwindung, einen Schritt in den vermeintlichen Abgrund zu machen. Im nächsten Minispiel gilt es, meine Festung mit Bogen gegen Angreifer zu verteidigen. Das klappt intuitiv und auch was den Spaß angeht, wurde mir nicht zu viel versprochen. Zu guter Letzt dann noch „Audioshield“: Zu dem Beat von Eminems „Rapgod“ versuche ich, mir die auf mich zufliegenden Bälle vom Leib zu halten, und trotz Schwierigkeitsstufe Anfänger komme ich bereits ins Schwitzen.

 

Nach diesem Erlebnis bin ich sicher, dies mit Freunden zu wiederholen. Dank Headset kann ich mit ihnen auch während des Spiels kommunizieren. Nichtsdestotrotz kann ich diese virtuelle Realität noch immer nicht beschreiben (auch wenn ich es versucht habe), und da wären wir beim Grundproblem von VR: Wenige kennen sie. Die aktuelle Hardware, das HTC Vive, gibt es auf dem Markt erst seit etwa eineinhalb Jahren. In Göttingen ist VR vollkommen neu. Dominik Mayer, der hier Forstwissenschaft studierte, gelang mithilfe der Gründungsförderung der Georg-August-Universität (über die er einen wichtigen Kontakt knüpfte) der Sprung in die Selbstständigkeit. Zusammen mit seinem Bruder Daniel Mayer, der passenderweise Gamedesign studierte, gründete er Holocade (Holo von Hologram und Cade von Arcade). Das, was VR so einzigartig macht, ist für die Brüder zugleich eine Hürde, denn es ist schwer, für eine Branche Werbung zu machen, für die gilt: „Man kann es nicht erklären, bis man es erlebt hat.“